Kurze Beschreibung der Fahrzeugfunkanlage SEM 25 der Bundeswehr und deren Verwendungsmöglichkeit im Amateurfunk
I. Allgemeines
Der erste Eindruck war nicht gerade begeisternd: Groß, schwer, olivgrün und mit nicht gerade gängigen Buchsen versehen stand die ‘Kiste’ vor uns. Handbuch war nicht vorhanden.. tja.. Preis schien nicht überteuert (ca. 165,– DM), der Frequenzbereich ist auch ok. Und die versprochene Sendeleistung von 15 W erschien brauchbar für 10 m FM. Es sollte nur ein Versuch sein; vielleicht ein Einstiegs-TRX für den DIGI DF0HMB; mehr nicht.
Genug der langen Vorrede: Bereits seit über einem Jahr tut das Ungetüm, Typ SEM 25 seinen ‘Zivildienst’ am Standort von DF0HMB, der FH in Hamburg; zu unserer vollsten Zufriedenheit. Es waren schon Connects mit Stationen aus I, CT, OH, CU, UA1, zu verzeichnen; bei 20 W out auf 29,290 MHz mit Vertikalstrahler, 1200 Baud PR.
Folgende Umbauten waren erforderlich:
- Zusätzlicher Mikrofonverstärker, da im Original ein Kohlemikrofon genutzt wird. Einbau zunächst im Bedienteil (in der ‘Kiste’ ist kaum Platz) + Änderung der Stromversorgung für den TNC (vorher wurden 6V für das Kohlemike gebraucht, jetzt 12 V für den TNC).
- ‘Ziehen’ von 2 Obertonquarzen (10 kHz ‘tiefergelegt’) im Frequenzaufbereitungsmodul
Mechanische Arbeiten wie:
- Einbau eines zusätzlichen Sicherungshalters,
- neue Stromversorgungsleitung, da Original nicht beschaffbar..
- Ersetzen der original Nato-Buchse für Hörer-Sprechgarnitur im Bedienteil durch 5-Pol-DIN (TNC2-Standard) und 3,5 mm Klinkenbuchse für Lautsprecher- und Kopfhöreranschluß.
Ein wichtiger Punkt ist noch nicht realisiert:
Die BW-Geräte sind nicht für das im 10m-FM-Bereich gängige 10 kHz- Raster ausgelegt. Die Filterbandbreite der 1.ZF (11.5MHz) beträgt ca 40 kHz, das Kanalraster 50 kHz. Im praktischen Packet-Radio- Betrieb hat sich dies aber noch nicht als Nachteil erwiesen. Sobald sich hier etwas getan hat, wird es wohl noch eine Umbauanleitung geben. Das Filter in der 1. ZF kann nicht schmaler gemacht werden, weil hieraus ein Signal gewonnen wird, das die Sendefrequenz auf die Empfangsfrequenz zieht. Die 2. ZF (470 kHz) kann aber schmaler gemacht werden.
Das Handbuch, aus dem zitiert wird, heißt TDv (Truppendienstverordnung). Die Abkürzung S E M soll für SendeEmpfänger Mobil stehen. Nach Durcharbeiten der Unterlagen, von einem freundlichen OM im vergangenen Jahr zur Verfügung gestellt (MNI TNX!), wurde uns einiges am Gerät klarer. Diese Veröffentlichung via PR soll den Zugang zum SEM / EM 25 erleichtern und dazu beitragen, daß diese absolut aufwendig konstruierten Geräte nicht nur ‘zerbastelt’ werden, sondern noch einige Jahre der ‘Funkwelt’ er- halten bleiben. Weitere Verwendungsmöglichkeiten könnten sich nach Öffnung des 6 m-Bandes, auch für FM, ergeben. Die technischen Daten sowie die konkurrenzlos solide Verarbeitung jeden- falls sprechen für (S)EM 25.
Mechanisch:
- Wasserdicht (Gummidichtungen).
- Innen voll modular aufgebaut.
- Spielfreies Getriebe für die Abstimmung.
Elektrisch:
- Die mitlaufenden Filter (RX + TX) machen das Gerät absolut grosssignalfest.
- Relaisbetrieb ist ohne separate Duplexweiche möglich. Wie erzählt wurde lief das praktisch so ab: 2 SEM 25 auf UNIMOG-Funkwagen, Abstand der Peitschenantennen nicht wesentlich größer als 2m. Im 10m-Band beträgt die Shift etwa 2 MHz, im 6m-Band entsprechend mehr.
- Absolut gutes Schaltverhalten (flink) der Rauschsperre.
II. Technische Daten - ein Vergleich
TRX SEM 25 Icom 751 Kenwood TS 850 S
Frequenzbereich 26-69,95 1,8 - 30 MHz 1,8 - 30 MHz
Kanalabstand 50 kHz durchstimmbar durchstimmbar
(880 Kan.)
TX-PWR max. 20 W max. 100 W max. 100 W
klein ca.1,5W min. ca. 8 W min. ca. 10 W
RX
Empfindlichkeit <=0,5 uV f. <=3 uV f. 0,25 uV f.
20 dB S/R 12 dB SINAD 12 dB SINAD
Bandbreite >= 30 kHz bei max.15 kHz bei k A.
6 dB Abschw. 6 dB Abschw.
Trennschärfe +- 50 kHz bei 30 kHz bei 24 kHz bei
80 dB Abschw. 60 dB Abschw. 60 dB Abschw.
Stromversorgung 24 V (21-29V), 13,8 V +-15%, 13,8 V (12-16V)
Minus an Masse Minus an Masse Minus an Masse
Leistungsaufnahme
1. Empfang/TX aus ca. 10 W -- --
2. Empfang/TX stby ca. 29 W ca. 18 W ca. 27 W
3. Senden, klein ca. 50 W ca. 120 W k.A.
4. Senden, groß ca. 80 W ca. 200 W ca. 280 W
Gewicht rd. 26,5 kg 8,5 kg ohne 9,4 kg ohne
(ohne Anpaßger., Netzteil NT u. AntTuner
Übersp.schutz)
Einführungsjahr ca. 1965 (BW) ca. 1986 (AFU) ca. 1991 (AFU)
Anmerkungen:
Auffällig ist insbesondere die grosse Empfindlichkeit des SEM 25- Empfängers. Sie ist h ö r b a r besser als beim IC 751 A. Der RX ist völlig ruhig, was an der aufwendigen Vorselektion und dem rauscharmen Oszillator liegen dürfte. Grosssignaleffekte und Nebenwellen aus dem 11m-Band wurden noch nicht be- merkt.
III. Aus dem ‘Handbuch’:
Diese TDv gilt für
Sendeempfangsgerät, Funk, Typ SEM 25
Empfangsgerät, Funk, Typ EM 25
Antennengerät, Satz, Typ Ant 25/SEM
Konstruktionsstand 20.5.1965 ...
1.1 Verwendungszweck
Das Fahrzeugfunksprechgerät 26-70 MHz; SEM 25 ist für den Einbau in Fahrzeuge bestimmt Es dient für den, Funksprechbetrieb mit anderen Funkgerätsätzen … An das SEM 25 können außer 1 Sprechsatzfunk 1 Handapparat oder zusätzlich 1 Bordverständigungsanlage und 1 Fernbesprechgerätsatz angeschlossen werden. 1.2 Bestandteile des Fahrzeugfunksprechgeräts…
Es besteht aus:
- 1 Sende-Empfangsgerät SEM 25
- 1 Empfangsgerät EM 25
- 1 Antenne-Fahrzeugbetrieb SEM 25
- 1 Überspannungsschutz (Je nach Ausstattung)
- 1 Vorratskasten
Die Geräte sind erschütterungsfest und druckwasserdicht ausgeführt. Die Gehäuse bestehen aus Leichtmetallspritzguß.
Zur Durchführung eines Funksprechbetriebes gehören Sprechsätze - Funk oder Handapparate.
Die elektrischen Verbindungen sind steckbar (Bajonettverschluß). Unbenutzte Buchsen an den Geräten werden mit unverlierbaren Schutzkappen versehen. Die Stromversorgung erfolgt aus der Fahrzeug- oder Funkbatterie 21 bis 29 V und je nach Ausstattung über einen Überspannungsschutz (Transientschutz).
Der Sender-Empfänger enthält keine Bedienelemente und ist nur mit S/E- Bediengerät und SEGrundplatte betriebsfähig. Er wird auf den federnden Rahmen der SE, -Grundplatte bis zum Anschlag aufgeschoben und mit” 2’ Schnellverschlüssen an der Vorderseite verriegelt. Ein steckbares 4Opoliges Bandkabel mit zwei breiten Buchsenleisten verbindet den Sender-Empfänger mit der SE-Grundplatte. Der untere Stecker zur SE-Grundplatte wird mit 2 , Schrauben, der obere mit einer zentralen Flügelschraube gehalten. Über das Bandkabel werden alle für Betrieb und Bedienung des Sender-Empfängers notwendigen Verbindungen hergestellt.
Das hinter der Klappe liegende Register dient zum Voreinstellen von 10 beliebigen aus den 880 möglichen Frequenzen, die danach mit dem Kanalwahl- schalter gewählt werden.
Zwei NF-Anschlußbuchsen auf der rechten Schmalseite sind für den Anschluß von Handapparaten und Sprechsätzen-Funk bestimmt, falls von hier Funksprechbetrieb durchgeführt werden soll. Auch ein Lautsprecher (niederohmig) kann statt dessen angeschlossen werden.
1.3 Technische Daten
1.3.1. Allgemeines
- Verkehrsarten Wechselsprechverkehr (Simplex), Relaisbetrieb
- Frequenzbereich 26 bis 69, 95 MHz
- Kanalabstand 50 kHz
- Kanal zahl 880 Kanäle (Frequenzen)
- Kanalwahl in 44 Schritten von je 1 MHz und 20 Schritten von je 50 kHz
- Voreinstellbare Kanäle 10 beliebige Kanäle aus dem gesamten
- Modulationsart Frequenzmodulation (F 3)
Bedienung einschließlich Frequenzwahl Bedienung mittels eines am SE-Gerät montieren S/E-Bediengeräts oder über ein absetzbares S/E-Bediengerät im Fahrzeug (Kabel länge max. 10 m)
Funksprechbetrieb
- durch Handapparat oder Sprechsatz-Funk
- durch Bordverständigungsanlage
- durch Fernbesprechgerätsatz
Fern-Aus- und Einschalten der Anlage durch Fernbesprechgerätsatz über Feldkabel bis zu 3 km Länge (Schleifenwiderstand max. 480).
Temperaturbereich Überspannungsschutz betriebsfähig zwischen -45°C bis +60°C …
Stromversorgung 24 V Batteriespannung, Minuspol geerdet, … kurzzeitig zulässige Überspannung max. 32 V
1.3.1.2 Sender
- Trägerleistung GROSS 15 W
- Umschaltbar KLEIN ca. 1 W
- Rufton 1600 Hz
- NF-Eingang 0,25 V an 150 (Kohlemikrofon)
- 0 dB an 600 (Leitung erdfrei)
- Vorheizzeit ca. 30 Sekunden
1.3.1.3 Empfänger
- Empfindlichkeit <=-0,5 (V für 20 dB Signal zu Rauschen bei 1000 Hz Modulationsfrequenz und 10,5 kHz Hub
- Bandbreite >= 30 kHz bei 6 dB Abschwächung
- Trennschärfe (statisch gemessen) + 50 kHz bei 80 dB Abschwächung
- NF-Ausgang 0,6 W an 5 (für Lautsprecher 50 mW an 600) (für Kopfhörer 1 mW an 600) (Leitung erdfrei)
1.3.1.4 Stromversorgung
Leistungsaufnahme bei den Schalterstellungen
- EMPF. ca. 10 W
- SENDEN KLEIN ca. 50 W, Sender eingeschaltet
- SENDEN GROSS ca. .80 W, Sender eingeschaltet
- SENDEN KLEIN oder GROSS ca. 29 W, Sender nicht eingeschaltet
1.3.1.5 Maße und Gewichte (siehe auch Bild 17, 18, 19)
Höhe Breite Tiefe Gewicht
mm mm mm kg
S/E-Bediengerät 174 228 75,5 2,54
Sender-Empfänger 222 268 255 14,59
SE-Grundplatte 120 320 300 9,43
Empfänger 222 196 255 11,08
E-Grundplatte 120 320 230 6,68
Anten-Abstimmgerät 122 290 110 3,70
Überspannungsschutz 93 250 126 2,62
Vorratskasten 48 140 140 0,73
… Außerdem kann mit 2 SEM 25 Relaisbetrieb durchgeführt werden
Pinneberg, den 1. Juni 1999
Lothar Brunner, DL4HCL
Hartmut Oelting, DJ3HX